„Das ist wie ein U-Boot in der Steppe“
Eine Redewendung im Russischen, die Unmögliches beschreibt.
Wladimir Pilipenko hat in dreißigjähriger Tüftelarbeit ein U-Boot gebaut. Aus Schrottteilen - mitten in der ukrainischen Steppe. Und es funktioniert! Zumindest im örtlichen Dorfteich. Doch Pilipenko will mehr. Er will beweisen, dass man mit seinem U-Boot richtig abtauchen kann: Und zwar im Schwarzen Meer. Diese Tauchfahrt soll die Erfüllung seines Lebenstraums werden. Nach aufwändigen Tests und Vorbereitungen, bei denen sein ganzes Heimatdorf mitfiebert, bricht Herr Pilipenko endlich auf. 400 Kilometer Steppe und beschwerliche Bergketten müssen er und sein U-Boot auf dem altersschwachen Getreidetransporter hinter sich bringen. Bis an die Ufer der Krim, da wo der Meeresgrund steil auf über 1000 Meter abfällt. Hier will sich Herr Pilipenko mit seinem U-Boot der größten Herausforderung seines Lebens stellen.
Eigentlich ist Pilipenko Kranführer auf einer Kolchose. Ein zurückhaltender, bodenständiger Mann. Von den anderen Bewohnern in dem winzigen Dorf Jevgenivka unterscheidet den 61-jährigen Familienvater nicht viel. Außer, dass er seinem Jugendtraum treu geblieben ist. Seit seiner Armeezeit bei der Marine hat ihn die Idee von seinem eigenen U-Boot nicht mehr losgelassen. Die Konstruktion hat er eigenständig „probiert und erahnt“, wie er sagt – ohne jegliche Ausbildung als Ingenieur. Seine einzige „Fachliteratur“ war ein Artikel in der sowjetischen Zeitschrift „Der Unterwassersportler“ aus dem Jahr 1970. Die notwendigen Einzel-teile tauschte er gegen Gurken aus dem eigenen Garten oder führte dafür Reparaturen durch. Jedes Teil hat seine eigene Geschichte. Und wenn mal etwas nicht wie geplant zu bekommen war, hat Pilipenko die Konstruktion eben angepasst. Das sieht man dem fertigen U-Boot auch an. Assoziationen zum VW Käfer und zu einer fliegenden Untertasse drängen sich auf.
Das Dorf Jevgenivka liegt mitten in den Weiten der ukrainischen Steppe. Verständlich, dass Wladimir zu Zeiten des Sozialismus bei seinen Nachbarn als individualistischer Spinner galt. Seine Frau hat bis heute wenig Sinn für dieses Projekt, das viel Geld und jede freie Minute ihres Mannes in Anspruch nimmt. Pilipenkos Töchter wurden mit Werkzeug in der Hand groß. Sogar der KGB hatte ihn auf dem Kieker, er wurde der geplanten Republikflucht verdächtigt. Andererseits war besonders die Breschnew-Ära eine gute Zeit für ihn. Im Wohlstand dieser Epoche gab es Technikschrott an jeder Ecke. Seit der Perestroika bekommt er keinen rostigen Nagel mehr umsonst. Heute hoffen die Dorfbewohner, von seiner Erfindung profitieren zu können. Er hat das Jevgenivka bekannt gemacht, und der Bürgermeister träumt von einer Dorfverschönerung. Aber Pilipenko sieht das Boot ganz anders, es ist sein „Ding für die Seele“ – in der Art, wie andere im Park spazieren gehen. Als er eine Zeit lang nicht daran arbeitete, erkrankte er. Danach war er seiner Seele wieder hörig.
Der Film zeigt die Kraft eines Lebenstraumes, der sich gegen alle Widrigkeiten der Zeitgeschichte seines Landes durchsetzt. Wir lernen Pilipenko als Träumer und einfallsreichen, ja geradezu genialen Techniker in der nüchternen Realität des Dorflebens kennen, um ihn schließlich zu neuen, ungewissen Ufern aufbrechen zu sehen.
Filmhomepage: www.herr-pilipenko.de
Preise
Festivalteilnahmen
Kamera: Florian Melzer, Ton: Torsten Silbermann
Musik: H. Dageför, F. Wulff, S. Wulff, H. Stoll
Schnitt: Renate Ober
Redaktion: Sylvia Nagel
Produktion: Jens Fintelmann und Thomas Seekamp / nonfictionplanet
90 Min. in Zusammenarbeit mit ARTE/NDR
Bisherige Festivalvorstellungen:
Taichung (Taiwan)
Vorstellungen zum Taiwan International Documentary Festival 2006 (Wettbewerb):
Samstag, 28. Oktober, 19 Uhr
Montag, 2. November, 12.30 Uhr (mit René Harder als Gast vor Ort)
Dienstag, 3. November, 19 Uhr (mit René Harder als Gast)
Stuttgart
Vorstellung zum Festival Kinoblick
Donnerstag, 21. September, 20 Uhr, Kommunales Kino im Filmhaus, Saal 2, Friedrichstraße 23a, 70174 Stuttgart, 0711 / 30 58 91 60
Montreal
Vorstellungen zum 30th World Film Festival Montreal 2006:
Samstag, 2. September, 12.20 und 19.20 Uhr, Cinema Quartier Latin 13
Sonntag, 3. September, 14.40 Uhr, Cinema Quartier Latin 13
Montag, 4. September, 14.40 Uhr, Cinema Quartier Latin 11
Edinburgh
Vorstellungen zum Edinburgh International Film Festival 2006 (Wettbewerb)
Donnerstag, 17. August, 17.30 Uhr, Filmhouse
Samstag, 19. August, 17 Uhr, Filmhouse
München
Vorstellung zum Filmfest München 2006:
Donnerstag, 20. Juli, 14.30 Uhr, MaxX 5, Tickets
Trieste
Italienpremiere zum Trieste Filmfestival
Di, 23. Januar .2007 um 22.30 h
Göteborg
Schwedenpremiere zum 30th Göteborg International Filmfestival
Sa, 27. Januar 2007 um 22h, So, 28. Januar 2007 um 10h und am Do, 01. Februar um 12.30h
(und andere)
„Das ist wie ein U-Boot in der Steppe“
Eine Redewendung im Russischen, die Unmögliches beschreibt.
Wladimir Pilipenko hat in dreißigjähriger Tüftelarbeit ein U-Boot gebaut. Aus Schrottteilen - mitten in der ukrainischen Steppe. Und es funktioniert! Zumindest im örtlichen Dorfteich. Doch Pilipenko will mehr. Er will beweisen, dass man mit seinem U-Boot richtig abtauchen kann: Und zwar im Schwarzen Meer. Diese Tauchfahrt soll die Erfüllung seines Lebenstraums werden. Nach aufwändigen Tests und Vorbereitungen, bei denen sein ganzes Heimatdorf mitfiebert, bricht Herr Pilipenko endlich auf. 400 Kilometer Steppe und beschwerliche Bergketten müssen er und sein U-Boot auf dem altersschwachen Getreidetransporter hinter sich bringen. Bis an die Ufer der Krim, da wo der Meeresgrund steil auf über 1000 Meter abfällt. Hier will sich Herr Pilipenko mit seinem U-Boot der größten Herausforderung seines Lebens stellen.
Eigentlich ist Pilipenko Kranführer auf einer Kolchose. Ein zurückhaltender, bodenständiger Mann. Von den anderen Bewohnern in dem winzigen Dorf Jevgenivka unterscheidet den 61-jährigen Familienvater nicht viel. Außer, dass er seinem Jugendtraum treu geblieben ist. Seit seiner Armeezeit bei der Marine hat ihn die Idee von seinem eigenen U-Boot nicht mehr losgelassen. Die Konstruktion hat er eigenständig „probiert und erahnt“, wie er sagt – ohne jegliche Ausbildung als Ingenieur. Seine einzige „Fachliteratur“ war ein Artikel in der sowjetischen Zeitschrift „Der Unterwassersportler“ aus dem Jahr 1970. Die notwendigen Einzel-teile tauschte er gegen Gurken aus dem eigenen Garten oder führte dafür Reparaturen durch. Jedes Teil hat seine eigene Geschichte. Und wenn mal etwas nicht wie geplant zu bekommen war, hat Pilipenko die Konstruktion eben angepasst. Das sieht man dem fertigen U-Boot auch an. Assoziationen zum VW Käfer und zu einer fliegenden Untertasse drängen sich auf.
Das Dorf Jevgenivka liegt mitten in den Weiten der ukrainischen Steppe. Verständlich, dass Wladimir zu Zeiten des Sozialismus bei seinen Nachbarn als individualistischer Spinner galt. Seine Frau hat bis heute wenig Sinn für dieses Projekt, das viel Geld und jede freie Minute ihres Mannes in Anspruch nimmt. Pilipenkos Töchter wurden mit Werkzeug in der Hand groß. Sogar der KGB hatte ihn auf dem Kieker, er wurde der geplanten Republikflucht verdächtigt. Andererseits war besonders die Breschnew-Ära eine gute Zeit für ihn. Im Wohlstand dieser Epoche gab es Technikschrott an jeder Ecke. Seit der Perestroika bekommt er keinen rostigen Nagel mehr umsonst. Heute hoffen die Dorfbewohner, von seiner Erfindung profitieren zu können. Er hat das Jevgenivka bekannt gemacht, und der Bürgermeister träumt von einer Dorfverschönerung. Aber Pilipenko sieht das Boot ganz anders, es ist sein „Ding für die Seele“ – in der Art, wie andere im Park spazieren gehen. Als er eine Zeit lang nicht daran arbeitete, erkrankte er. Danach war er seiner Seele wieder hörig.
Der Film zeigt die Kraft eines Lebenstraumes, der sich gegen alle Widrigkeiten der Zeitgeschichte seines Landes durchsetzt. Wir lernen Pilipenko als Träumer und einfallsreichen, ja geradezu genialen Techniker in der nüchternen Realität des Dorflebens kennen, um ihn schließlich zu neuen, ungewissen Ufern aufbrechen zu sehen.
Filmhomepage: www.herr-pilipenko.de
Preise
Festivalteilnahmen
Kamera: Florian Melzer, Ton: Torsten Silbermann
Musik: H. Dageför, F. Wulff, S. Wulff, H. Stoll
Schnitt: Renate Ober
Redaktion: Sylvia Nagel
Produktion: Jens Fintelmann und Thomas Seekamp / nonfictionplanet
90 Min. in Zusammenarbeit mit ARTE/NDR
Bisherige Festivalvorstellungen:
Taichung (Taiwan)
Vorstellungen zum Taiwan International Documentary Festival 2006 (Wettbewerb):
Samstag, 28. Oktober, 19 Uhr
Montag, 2. November, 12.30 Uhr (mit René Harder als Gast vor Ort)
Dienstag, 3. November, 19 Uhr (mit René Harder als Gast)
Stuttgart
Vorstellung zum Festival Kinoblick
Donnerstag, 21. September, 20 Uhr, Kommunales Kino im Filmhaus, Saal 2, Friedrichstraße 23a, 70174 Stuttgart, 0711 / 30 58 91 60
Montreal
Vorstellungen zum 30th World Film Festival Montreal 2006:
Samstag, 2. September, 12.20 und 19.20 Uhr, Cinema Quartier Latin 13
Sonntag, 3. September, 14.40 Uhr, Cinema Quartier Latin 13
Montag, 4. September, 14.40 Uhr, Cinema Quartier Latin 11
Edinburgh
Vorstellungen zum Edinburgh International Film Festival 2006 (Wettbewerb)
Donnerstag, 17. August, 17.30 Uhr, Filmhouse
Samstag, 19. August, 17 Uhr, Filmhouse
München
Vorstellung zum Filmfest München 2006:
Donnerstag, 20. Juli, 14.30 Uhr, MaxX 5, Tickets
Trieste
Italienpremiere zum Trieste Filmfestival
Di, 23. Januar .2007 um 22.30 h
Göteborg
Schwedenpremiere zum 30th Göteborg International Filmfestival
Sa, 27. Januar 2007 um 22h, So, 28. Januar 2007 um 10h und am Do, 01. Februar um 12.30h
(und andere)